Kunst im öffentlichen Raum Wien
Kunst im öffentlichen Raum Wien entstand als gemeinsame Initiative der Stadträte Andreas Mailath-Pokorny (Kultur und Wissenschaft), Werner Faymann (Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung) und Rudolf Schicker (Stadtentwicklung und Verkehr) Ende 2003/Anfang 2004. Die finanzielle Grundlage, zu diesem Zeitpunkt als „Fonds zur Förderung von Kunst im öffentlichen Raum“ betitelt, wurde mit dem Ziel geschaffen, besonders relevante Projekte im Bereich der zeitgenössischen und gegenwartsbezogenen Kunst im Stadtraum Wiens unter Einbeziehung internationaler Positionen umzusetzen, zu dokumentieren und zu vermitteln. Kunst im öffentlichen Raum Wien ist mit einem jährlichen Grundbetrag von € 800.000 dotiert. Aus diesem Budget werden die Kosten für die Produktion und die Errichtung von Kunstprojekten gedeckt und die KünstlerInnenhonorare, die Öffentlichkeitsarbeit oder die Wettbewerbsabwicklung beglichen.
Um den künstlerischen und diskursiven Stellenwert der zu finanzierenden Projekte zu gewährleisten, aber auch um die entsprechende Erfahrung in den komplexen Prozess der Projektabwicklung einzubeziehen, ist ein begleitender Beirat für den Zeitraum von drei Jahren vorgesehen. Der Gründungsbeirat bestand aus Berthold Ecker, Silvia Eiblmayr, Brigitte Huck, Edelbert Köb, Wolfgang Kos und Roland Schöny.
Der Beirat für Kunst im öffentlichen Raum Wien formuliert längerfristige Perspektiven, generiert Initiativprojekte, juriert Einreichungen und legt die inhaltlichen Rahmenbedingungen für Wettbewerbe fest. Ebenso können die inhaltlichen Kriterien für Ankäufe vorbereitet werden. Darüber hinaus wurde im Rahmen von Kunst im öffentlichen Raum Wien eine erste sozialwissenschaftliche Resonanzanalyse erstellt sowie ein Entwicklungskonzept für Kunstprojekte im U2-Stadtentwicklungsgebiet verfasst. Zahlreiche Diskussionsbeiträge, theoretische Textproduktion und ein für 2008 geplantes Symposium sollen die Debatte in diesem für den urbanen Raum bedeutsamen Bereich der bildenden Kunst forcieren.
In seinen Entscheidungen berücksichtigte der künstlerische Gründungsbeirat die Kontext- und Ortsbezogenheit von Projekten als ein wesentliches Charakteristikum gegenwärtiger Kunstproduktion. Grundsätzlich wird der urbane Raum in seinem gesellschaftlichen Zusammenhang verstanden. Im Jahr 2005 etwa wurde die temporäre Gerüstskulptur add-on auf dem Wallensteinplatz im 20. Bezirk, ein modellhafter und experimenteller Umgang mit ungelebten Möglichkeiten städtischer Architektur, von rund 18.000 Menschen besucht. Die Plakatserie Arbeiten gegen Rassismen entlang der Straßenbahnlinie D schloss an zentrale gesellschaftspolitische Fragestellungen an und trug damit auf spezifische Weise politische Haltung in den Alltagszusammenhang.
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Auch permanente Interventionen, die den Stadtraum in architektonischer und sozialer Hinsicht neu bestimmen, konnten realisiert werden, beispielsweise die Medieninstallation Pi in der Westpassage Karlsplatz von Ken Lum (CAN) oder Heinz Gappmayrs (A) Text-Werke an der Städtischen Hauptbücherei.
Die ausführliche Dokumentation der einzelnen Kunstprojekte findet sich auf der stetig aktualisierten und als Vermittlungstool konzipierten Website. Mit der Konzeption einer Publikationsreihe wurde begonnen.
Geplante Projekte 2007 bis 2008
Der türkischen Künstlerin Ayse Erkmen wurden acht topografisch verschiedene Orte mit jeweils unterschiedlichem sozialem Hintergrund zur Konzeption eines Kunstwerks im 16. Bezirk vorgestellt. Voraussichtlicher Realisierungsort ist der Matteottiplatz im erst vor wenigen Jahren mit hohem Aufwand restaurierten Sandleitenhof, einer zwischen 1924 und 1928 errichteten Musteranlage des kommunalen Wohnbaus in Wien.
Nach der städtebaulichen Erneuerung des Karlsplatzes und der sanften Modernisierung des Resselparks im Jahr 2006 sind nun weitere künstlerische Interventionen geplant, für die internationale KünstlerInnen einbezogen werden sollen. Fischli & Weiss (CH), Dominique Gonzalez Förster (F) und Roman Ondak (SK) sollen Konzepte für permanente Kunstwerke entwickeln.
Die deutsche Künstlerin Isa Genzken soll in dem nach der ersten österreichischen Bundesministerin Grete Rehor (1910 bis 1987) benannten Park beim Parlament ihre Skulptur Weltempfänger verwirklichen. Die auf sieben Metern Höhe gedachte Arbeit ist eine von innen beleuchtete Skulptur in der Gestalt eines überdimensionalen Radios aus Glas als Symbol für überregionale kommunikative Vernetzung.
Werke von Maria Hahnenkamp (A) und Joep van Lieshout (NL) sind für die Wohnhausanlage Kabelwerk vorgesehen. Die 1997 geschlossene Kabel- und Drahtwerke AG war über 100 Jahre hindurch einer der bedeutendsten Betriebe Meidlings. Nach intensiver und umfangreicher kultureller Zwischennutzung wurden ab 2004 auf den durch Abriss von Teilen der Anlage freigewordenen Flächen Wohnbauten und Infrastruktur errichtet. Der niederländische Künstler Joep van Lieshout wurde eingeladen, eine permanente künstlerische Intervention für dieses Umfeld im Bereich Oswaldgasse/Otto-Bondy-Platz zu schaffen, wobei er auf die industrielle Vergangenheit des ehemaligen Kabelwerks Bezug nehmen möchte. Die österreichische Künstlerin Maria Hahnenkamp konzipiert visuelle Einschübe auf Glas mit Ornamenten für einen mehr als 300 Meter langen Zaun an der Grenze des Geländes entlang der U6; diese beziehen sich auf Abstraktionen von Natur und lösen diese auch wieder formal auf. |