Schaufenster-Geschichte

5 Jahre EU-Sanktionen
Ein Kunstprojekt zum österreichischen "Gedenkjahr 2005"
Temporäre Installation

Ort: Westbahnstraße 32-34, 1070 Wien
Realisierungszeitraum: 01. - 26. Oktober 2005
Eröffnung: Freitag, 30. September 2005, 18.00 Uhr

Martin Strauß und Karl-Heinz Ströhle in Zusammenarbeit mit Wolke 7

 
 

Die kritischen Projekte zum "Gedenkjahr 2005" handeln zwangsläufig vom Umgang der Zweiten Republik mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Österreichs, ist das doch der schwache Punkt der zahlreichen Jubelveranstaltungen zum Thema. Martin Strauß und Karl-Heinz Ströhle schließen den Zirkel und beziehen sich mit ihrer "Schaufenster-Geschichte" auf die Ereignisse zu Beginn des Jahres 2000. Durch den Regierungseintritt der als rechtsextrem eingestuften FPÖ Jörg Haiders wurde der internationalen Staatengemeinschaft drastisch vor Augen geführt, dass in Österreich, einem ehemals nationalsozialistischen Land, bis heute nicht dieselben politisch-moralischen und ethischen Standards gelten, wie sie etwa von deutschen Spitzenpolitikern als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Es wurde deutlich, dass in Österreich eine klare Abgrenzung von der NS-Vergangenheit nie statt gefunden hat. Das Ergebnis auf die Regierungsbildung gemeinsam mit der FPÖ waren massive Proteste und eine mehrmonatige diplomatische Quarantäne Österreichs.

Für das Projekt "Schaufenster-Geschichte" haben Martin Strauß und Karl-Heinz Ströhle eine Art internationales Tagebuch der Ereignisse und Diskussionen zusammengetragen: Vergrößerte, kopierte und in Schaufenstern affichierte Zeitungsseiten von deutschen und österreichischen Zeitungen spiegeln einerseits die Empörung der EU, andererseits in ernüchternder Weise den nationalen Schulterschluss und die Polemiken, in denen Opposition gegen die neue Regierung zur "Österreichvernaderung" erklärt wurde, wider.

Das Bekleben von Auslagen in Arbeit mit Zeitungspapier bietet gewöhnlich einen alltäglichen Anblick, von dem kaum jemand besondere Notiz nimmt. Die Vergrößerung der Zeitungsseiten auf das Drei- bzw. Vierfache weisen sie allerdings als eigenständige Objekte aus und erzeugen eine Irritation, welche die Aufmerksamkeit auf die Lesbarkeit des scheinbaren Sichtschutzes lenkt. Damit wird der Laden zur Vitrine und eine auf den ersten Blick wie Altpapier aussehende Verklebung wieder als Träger von Inhalten erkennbar gemacht. Die Präsentation erinnert darüber hinaus an die heute kaum noch in Gebrauch befindlichen Schaukästen an Redaktionsgebäuden, in denen Tageszeitungen ihre jeweils aktuelle Ausgabe präsentierten.

Podiumsdiskussion:
Dienstag, 04. Oktober 2005, 19.30 Uhr

Michael Frank (Süddeutsche Zeitung), Eric Frey (Der Standard), Georg Hoffmann-Ostenhof (Profil), Robert Misik (Journalist und Buchautor), Michael Prüller (Die Presse), Moderation: Lorenz Gallmetzer (ORF)

Ort: KUNSTHALLE Wien, project space Karlsplatz
Treitlstrasse 2, 1040 Wien


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