Der Künstler Oliver Hangl operiert an der Schnittstelle zwischen Theater, Film und bildender Kunst. Unter Einsatz verschiedenster audiovisueller Mittel macht er den öffentlichen Raum theatral erfahrbar und inszeniert Einblicke in die Künstlichkeit alltäglicher Szenerien.
Mit Gürtel ON EAR 2 setzt seine 2004 gestartete Funkkopfhörer-Projektreihe ON EAR im Rahmen von Kunst im öffentlichen Raum Wien fort: ON EAR möchte das Medium Funkkopfhörer in einer Vielfalt an experimentellen Arrangements innerhalb und außerhalb des institutionellen Kunst-, Theater- und Konzertraumes ausloten. Er nennt die von ihm konzipierte Reihe eine Versuchsanordnung im öffentlichen Raum; nämlich inmitten des Verkehrs einer der meistbefahrenen Durchzugsstraßen Wiens.
Der theatrale Aufbau bestand darin, dass der von VALIE EXPORT entworfene Glaskubus mit quadratischem Grundriss am Zwischenstreifen des Wiener Gürtels zur Konzertbühne umfunktioniert wurde. Die Musiker im Glaskubus verwendeten keine akustischen Instrumente und keine Lautsprecher, so blieb der Raum still. Das Publikum dagegen befand sich außerhalb des Kubus und lauschte, umgeben vom Lärm des vorbeirauschenden Verkehrs, der elektronischen Musik über Funkkopfhörer, wie übrigens auch die Musiker selbst. Damit hatten TeilnehmerInnen dasselbe, aber von den anderen getrennte akustische Erlebnis, die HörerInnen waren aus dem gemeinsamen akustischen Wahrnehmungsraum herausgehoben. Da das Ohr durch den Kopfhörer von den umgebenden Geräuschen abgeschirmt wurde und auch nicht zwischen vielen Schallquellen hin und herschalten musste, wie es bei der verbalen Kommunikation der Fall wäre, ergab sich ein intensiveres Hören. Der Kopfhörerkonsument blieb akustisch zwar für sich, war aber visuell in eine Menschenmenge eingebettet, mit der er sich einen gemeinsamen Raum teilte.
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Gleichzeitig intervenierte ein DJ mit seinem Sound aus einer
nahe gelegenen Wohnung am Gürtel in den realen gemeinsamen
Schallraum. Die BesucherInnen konnten im Kopfhörer zwischen
den beiden Sets wählen: Inszeniertes Konzert versus inszenierte
Realität. Die Tanzfläche teilte sich damit von der
Bewegungen der TeilnehmerInnen visuell in zwei Gruppen. Der
Künstler erzeugte durch Auflösung des gemeinsamen
akustischen Raums ein audiovisuelles Spannungsfeld, das zwischen
Performance, Konzert und kommunikativen Experiment oszillierte.
Es stellte eine weitere Reflexion zum Bühnengeschehen
und der Rolle der BesucherInnen als TeilnehmerInnen an einer
künstlerischen Aktion im öffentlichen Raum dar.
Zugleich war die künstlerische Intervention ein popmusikalisches
Ereignis, das beim Publikum für Stimmung und bei zahlreichen
Medien für Aufmerksamkeit sorgte.
kb
Tagesprogramm:
18.05.05 Markus Kienzl live / DJ Muzikfranz
19.05.05 Colophony Circuit (Electric Indigo/Mia Zabelka) / DJ Rainer Klang
20.05.05 DJ DSL/Sugar B.: Gehsteigdisco
Programmdetails und weiterführende Informationen auf:
www.olliwood.com/onear.html
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