Im Zeitraum vom September bis Dezember 2005 kam es zur Zusammenarbeit zwischen der Zeitschrift dérive und Kunst im öffentlichen Raum Wien.
Dérive – Zeitschrift für Stadtforschung ist eine vierteljährliche erscheinende Publikation, die sich als interdisziplinäre Plattform zum Thema Stadtforschung versteht, mit bisher so verschiedenen Schwerpunkten wie Stadterneuerung, Frauenöffentlichkeiten oder temporäre Nutzungen. Die globalen Problemstellungen werden im lokalen Rahmen behandelt und sollen Aufschlüsse über die gegenwärtige Stadtentwicklung geben.
Im Rahmen dieser publizistischen Kooperation erschien das Heft 21/22 von Januar – März 2006 mit dem Schwerpunktthema: Urbane Räume – öffentliche Kunst, worin verschiedene Konzepte öffentlicher Kunst in Zentraleuropa fokussiert wurden. Die schon in Wien, Salzburg und München sehr unterschiedlichen Realisierungen und Rezeptionen wurden durch Darstellung der Entwicklung urbaner Räume in Rumänien, Russland und Brasilien erweitert und kontrastiert. Untersucht wurden die Produktionsbedingungen für öffentliche Kunst mit ihren jeweils anderen ökonomischen und politischen Voraussetzungen in West- und Mitteleuropa.
Der Philosoph Nelson Brissac Peixoto etwa stellt in seinem Beitrag über Sao Paolo das Projekt Arte/Cidade vor. Ziel dieses dieses enormen Unternehmens in der brasilianischen Megacity war es, neue Verbindungen zwischen den höchst unterschiedlichen urbanen Situationen zu schaffen, ihre Bedeutung und kulturelle Wirkung zu stärken, sowie die Rezeption dieser Prozesse seitens der Bevölkerung zu erweitern. | |
Mit den Ausdrucksmitteln der bildenden Kunst ging es dabei um eine intensive Kartographie in einem extrem diversifizierten Stadtraum. So wurde versucht eine sich möglicherweise aufdrängende intuitive Anlehnung an die Lokalitäten zu vermeiden.
Der Medienphilosoph Frank Hartmann wiederum sieht durch den Einfluss der Digitalmedien und ihrer kollaborativen Tools wie das Internet sie bereitstellt nach dem Aufkommen des Fernsehens einen neuerlichen Strukturwandel der Öffentlichkeit anbrechen. „Der Kommunismus der Aufmerksamkeit“ auf digitaler Ebene würde die Öffentlichkeitsform traditioneller Medien mit ihren diskursiven Hierarchien und Aussage-Autoritäten wegwischen und neu strukturierte Informationsräume schaffen. Die Sphäre des Öffentlichen wäre – nach Hartmann – kein Raum mehr, indem sich hineinbegibt, sondern eine Veränderung des Raumes, in dem sich ständig bewegt.
Wenn der öffentliche Raum so mit den neuen Medienräumen zusammenfällt, dann bedeutet eine künstlerische Intervention zugleich eine Veränderung des Informationsraumes. Durch die Kooperation mit dérive sollte ein Feld eröffnet werden, um weiter über die inhaltliche Positionierung und die räumliche Verortung künstlerischer Interventionen nachzudenken.
bk
Weitere Informationen und ausgewählte Beiträge: www.derive.at
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