Die Zahl Pi (π)
Die Zahl Pi, die dem Projekt den Namen gibt, bezieht sich
auf
den Kreis und steht symbolisch für die Welt und ihre
sich unendlich
verändernde Erscheinung. Definiert ist Pi durch das
Verhältnis eines Kreisumfanges zu seinem Durchmesser.
Die
sich daraus ergebende Zahl wird mit dem griechischen Buchstaben
π (Pi) angeschrieben, denn sie kann nicht als Verhältnis
zweier ganzer Zahlen, also als Bruch, dargestellt werden.
Pi
ist eine irrationale und transzendente Zahl mit unendlich vielen
Dezimalstellen, die kein wiederholendes Muster zeigen. Weil
sie nicht abzählbar ist, ist Pi von höherer mathematischer
Unendlichkeit
als die Unendlichkeit rationaler Zahlen und steht
allegorisch für die ganze Welt. So wie die abzählbaren
die nichtabzählbaren
Zahlen wie Pi enthalten, enthält die Welt den unendlichen
dichten Raum des Symbolischen. Obwohl die Zahl
Pi für die Kreis- und Kugelberechnung zentral ist, dringt
sie
über die Gaußsche Normalverteilung auch in die Statistik
ein.
In der Physik spielt Pi neben der Kreisbewegung vor allem bei
Wellen eine Rolle, da sie dort über die Sinus- und Kosinusfunktionen
in die Berechnungen eingeht. In der Quantenmechanik
enthält die Formel der Heisenbergschen Unschärferelation
die
Kreiszahl.
Die Zahl Pi, das übergreifende Element der Installation,
ist auf
eine mehrteilige Glaswand als fixierte Zahlenfolge mit 478
Stellen nach dem Komma geätzt. Auf einer LED-Anzeige
erscheinen
die von einem Computerprogramm jeweils aktuell
errechneten letzten zehn Kommastellen.
14 Factoids
Factoid 1: Unterernährte Kinder weltweit
Unterernährung steht in einem komplexen Wirkungszusammenhang
wie etwa von Ressourcen und Gesundheitsvorsorge. Sie wird hier
durch die Zahl der untergewichtigen Kinder weltweit beschrieben.
Diese Zahl sinkt leicht, dennoch sind immer noch mehr als 120
Millionen Kinder weltweit unterernährt.
Factoid 2: Verliebte in Wien heute
Der kanadische Soziologe
John Alan Lee beschreibt sechs Liebesstile, von denen einer
mit dem Alltagsverständnis von Verliebtheit
die größte Übereinstimmung aufweist. Unter
anderem wurde dieser Liebesstil („Eros“) im Marburger
Einstellungsinventar getestet. Die Ergebnisse konnten für
die Prognose der Zahl der Verliebten auf die Wiener Bevölkerung
umgelegt werden.
Factoid 3: Kriegstote weltweit seit 1. Jänner
Die Zahl der Kriegstoten wird rückblickend vom Friedensforschungsinstitut
der Universität von Uppsala errechnet. Auf Basis der Werte
der vergangenen fünf Jahre wurde eine Prognose für
die kommenden Jahre erstellt.
Factoid 4: Entlohnte Arbeitsstunden in Österreich seit
1. Jänner
Mehr als 5.5 Milliarden Arbeitsstunden werden in Österreich
jährlich entlohnt. Dabei handelt es sich um geleistete
Arbeitsstunden von unselbstständig Erwerbstätigen
in ihrer Ersttätigkeit.
Factoid 5: HIV-Infektionen weltweit seit 1. Jänner
Die Zahl jener Personen, die sich jährlich mit HIV infizieren,
steigt. Im Jahr 2006 geht UNAIDS von 4,3 Millionen Neuinfizierten
aus.
Factoid 6: Angefallene Müllmenge in Wien seit 1. Jänner
(in Tonnen)
Die Prognose der angefallenen Müllmenge beruht auf den
Daten der Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22), die unter www.wien.gv.at/umweltschutz öffentlich
zugänglich sind.
Factoid 7: Mit ihrem Job Unzufriedene in Österreich
Der Arbeitsklima-Index misst vierteljährlich die Arbeitszufriedenheit
der österreichischen ArbeitsnehmerInnen. Er bildet die
Basis für diese Berechnungen.
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Factoid 8: Weltbevölkerung
Pro Sekunde wächst die Weltbevölkerung statistisch gesehen um 2,566
Menschen. Die für die Prognose notwendigen Daten stellte die Deutsche Stiftung
Weltbevölkerung zur Verfügung, sie basieren auf Analysen des Population
Reference Bureau (USA).
Factoid 9: Wachstum der Sahara seit 1. Jänner
(in Hektar)
Aus wissenschaftlichen Angaben zu Desertifikationsprozessen wurde das Ausmaß der
Landdegradierung rund um die Sahara errechnet. Es dient hier zur Beschreibung
des Wachstums der Sahara.
Factoid 10: Entlehnte Bücher in Wien seit 1. Jänner
In Wien werden jährlich mehr als 8 Millionen Bücher in öffentlichen
Bibliotheken und Universitätsbibliotheken entlehnt. Für die Darstellung
wurden die Öffnungszeiten der Bibliotheken berücksichtigt.
Factoid 11: Landminenopfer seit 1. Jänner
Der „Landmine Monitor“, der von der internationalen Kampagne zum
Verbot von Landminen herausgegeben wird, berichtet seit 2003 von über
15.000 bis 20.000 Landminenopfer jährlich.
Factoid 12: Verzehrte Schnitzel in Wien seit 1.
Jänner
Die AMA hat in Österreich wohnhafte Personen zum Schnitzelverzehr befragt.
Um eine realistische Zahl zu erhalten, müssen die von Touristen verspeisten
Schnitzel zu den Ergebnissen hinzu gerechnet werden.
Factoid 13: Zeitraum bis zur Wiederbewohnbarkeit Tschernobyls
(in Tagen)
Als Maßstab für die Wiederbewohnbarkeit Tschernobyls wurde die Halbwertszeit
des alpha-radioaktiven Elements Americium-241 angenommen, sie beträgt
etwa 432 Jahre und 73 Tage.
Factoid 14: Rüstungsausgaben weltweit seit 1. Jänner
(in Euro)
Basierend auf Angaben des Stockholm International Peace Research Institutes
(SIPRI) konnten die Rüstungsausgaben für die kommenden Jahre prognostiziert
werden.
Raumvitrine
Bücher / Broschüren / Ausdrucke von 1888
bis 2006
Die Gestaltung der Vitrine zitiert eine Arbeitssituation
an einem
Bibliothekstisch. Bücher stehen im Block oder liegen
gestapelt,
sind teilweise aufgeschlagen oder mit Markierungen versehen
und geschlossen. Archimedes’ Lehre, auf die die Zahl
Pi zurückgeht, taucht hier ebenso in Buchform auf
wie ein Hinweis
auf das historische Dilemma der „Quadratur des Kreises“.
Aktuelle Standardwerke zur Berechnung statistischer und
demographischer Werte führen zum übergeordneten
Inhalt der
Vitrine. Im Mittelpunkt der simulierten wissenschaftlichen
Zahlen- und Datenrecherche steht das Thema der Migration.
Ein Abriss an Publikationen von Statistikinstituten, internationalen
inter- und nongovernmental Organisationen sowie unabhängiger
Forschungseinrichtungen schlagen eine Leserichtung
von Studien und Bevölkerungserhebungen für Wien
und Österreich nach Europa und weiter in die ganze
Welt vor.
Leihgaben des Referates für Analyse und Statistik der
Stadt
Wien führen eine Zeitschiene aus dem 19. Jahrhundert
in die
Gegenwart. Der „International Migration Outlook Annual
Report
2006“ der OECD und „World Migration 2005. Costs
and
Benefits of International Migration“ der IOM zählen
zu den
wichtigsten internationalen Reports, die präsentiert
werden. |