Die für den Karlsplatz geplanten Adaptierungs-
maßnahmen, die zum Großteil bereits umgesetzt
werden, haben auch zum Ziel, dieses kulturelle Zentrum Wiens
mit seinen zahlreichen Kunst-institutionen als Ort zum Verweilen
interessanter zu gestalten.
Dazu leistete die Kunsthalle Wien bereits in ihrer Gründungsphase mit ihrem vorgelagerten Café als Schnittstelle zwischen Kunst und Öffentlichkeit einen wesentlichen Beitrag.
Im Rahmen des platzübergreifenden Projektes 100
Handlungsanweisungen, das mit Ideen und Perspektiven
der Gegenwartskunst konfrontiert, werden Passanten zu Handlungen,
körperlichen Bewegungen oder Nachdenkpausen aufgefordert,
die maximal fünf Minuten in Anspruch nehmen. Die vielteilige
Installation
der Kunsthalle Wien und ihres Trabanten project space richtet sich an kunstinteressierte Stadtmenschen und das sich aus Flaneuren, Eiligen und Trödlern zusammensetzende Zufallspublikum. Die 100 Handlungsanweisungen auf signalgelben, an Laternenmasten montierten Tafeln vermessen den Karlsplatz neu, in einer anderen Kartographie. Der Kunstpfad lenkt von den eingeübten Wegen des Alltags ab und lässt den Betrachter den Karlsplatz mit künstlerischen Augen und Ideen erleben. Er versteht sich als |
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Sand im Getriebe der Verwertungsmaschine
und ertrotzt sich im Vorrübergehen Augenblicke der
Kontemplation und des Hinterfragens einer glatten Reibungslosigkeit.
Seit Jahrzehnten gilt der Karlsplatz als urbane Problemzone. Im brodelnden
Meer des Auto- mobilismus ist auch der Fußgängerbereich ein
Korridor der Beschleunigung, des Mobilitätsdiktats und der knappen
Kommunikation, somit aber auch der ideale Fleck für eine zeitgenössische
Kunst der schnellen Wahrnehmung und eine Ästhetik des Passageren,
wie sie dem Betrachter in den Beiträgen von KünstlerInnen aus
Europa und Amerika, aus Asien und Afrika nahegebracht wird. 100
Handlungsanweisungen versteht sich als globales Projekt im Zentrum
von Wien, weltumgreifend ohne den Beigeschmack kulturell nivellierender
Globalisierung.
Es handelt sich um ein Projekt der Kunsthalle Wien, das mit einer Kleinförderung bedacht wurde.
Die über den Platz verteilten Aufforderungen sind so unterschiedlich
ausgerichtet wie die Kunst der Jetztzeit selbst - Nr. 17: "Legen
Sie sich unter einen Baum, als ob Sie heruntergefallen wären!" (Erwin
Wurm), Nr. 7: "Baue einen Ofen im geistigen Auge" (Pipilotti
Rist) oder Nr. 47: "try to define yourself zwischen zwei sprachen" (Jan
Svenungsson). Oder auch Nr. 35: "Beachten Sie keine Handlungsanweisungen" (Esther
Stocker).
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