Ein städtischer Raum erhält durch künstlerische
Interventionen eine spezifische Signatur, die diesen Ort einzigartig
macht und ihm Persönlichkeit und Identität verleiht.
In ihren Projekten nehmen die sechs beteiligten KünstlerInnen
(-gruppen) die Fischerstiege als urbanen Organismus wahr und
geben dem Raum durch ihre künstlerischen Konstruktionen
eine zweite, verborgene Gestalt, ein "alter ego".
Dieses "alter ego" trägt zur Erscheinung der
ersten Gestalt bei, indem es die Konturen schärft oder
verdeckt.
Fischerstiege und Salvatorgasse befinden sich an einer
der urkundlich ältesten Stellen Wiens: Sagen und offizielle
Geschichtsschreibung treffen am Rande der Innenstadt aufeinander
und machen das Viertel zu einem Ort mit einem spannenden Profil.
Einst Fischerdorf und historisch uralt, war die Gegend
um die Fischerstiege immer Austragungsort von Handel und
von geschichtlichen
Aufbrüchen. Zwei wesentliche Gemeindebauten der Nachkriegszeit
grenzen an Bürgerhäuser und an das Alte Rathaus.
Legenden aus dem alten Wien kreuzen sich mit architektonischen Überresten
eines der ältesten Viertel der Stadt. Die Fischerstiege
war Schauplatz des Abwehrkampfes der bürgerlichen Revolutionäre
von 1848 gegen die kaiserlichen Truppen, darüber hinaus
befinden sich in unmittelbarer Nähe die Bestände
des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes
im Alten Rathaus, wo die Verbrechen des Nationalsozialismus
in Österreich historisch aufgearbeitet werden.
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Im Bereich der Fischerstiege/Salvatorgasse sind und waren
im vergangenen Jahrzehnt kunstnahe Aktivitäten beherbergt;
einige Werkstätten und Schauräume, eine Edition,
eine Buchhandlung, mehrere soziale Räume. Das dort angesiedelte
museum in progress war Ausdruck einer Kunst außerhalb
der Galerien, auf öffentlichen Plakatflächen, in
Tageszeitungen. Unweit davon, am Salzgries, befindet sich
eine Expositur der Universität für angewandte Kunst.
Ziel der künstlerischen Interventionen ist zunächst,
die Fischerstiege durch diese Konstruktionen sichtbar zu
machen und die Wahrnehmung der Bevölkerung für
den öffentlichen Raum in diesem Umfeld zu schärfen.
Ein nächster Schritt könnte die Möglichkeit
einer Aufwertung des Raumes sein. Durch diesen Erkenntnisprozess
und durch die Teilnahme an vier von den Kunstprojekten können
die BewohnerInnen und die PassantInnen eine aktive Rolle
im Prozess einnehmen, die mit dem offiziellen Projektende,
am 27. Oktober 2006, im besten Falle nicht abgeschlossen
ist.
bk
Weitere Veranstaltungen:
alter ego trip
7. Oktober 2006, Beginn 19:00 Uhr
Finissage
27. Oktober 2006, 19 Uhr
Idee/Konzept/Umsetzung:
Gertrude Moser-Wagner / Institut für Interaktive Raumprojekte, http://fischerstiege.mur.at |